„Ran an die Spaten und rein in die Kartoffeln“
…heißt es seit Februar für 13 Schüler und Schülerinnen der Turmbergschule. Direkt vor ihrem Schulgebäude ist ein kleiner Acker entstanden, auf dem sie Gemüse und Salat säen, pflanzen, pflegen und ernten. Den Impuls zu diesem Projekt gab der Verein „flurkultur“, der damit bei Kindern Interesse an einer nachhaltigen Ernährungsbildung wecken will. Sie sollen Kenntnisse und Wertschätzung von Lebensmitteln erwerben, lernen, wie man Gemüse anbaut und verwertet und auf diese Weise ein Bewusstsein für ökologische und ökonomische Zusammenhänge entwickeln. Das Projekt ist unter dem Titel „Wir essen, was wir ackern“ für eineinhalb Jahre bis Juli 2020 angelegt und stieß bei der Schulleitung auf begeisterte Zustimmung. „Nachhaltigkeit ist im Bildungsplan gefordert, also passt dieses Vorhaben von selbst anbauen und verwerten sehr gut dazu“, sagt Rektorin Karin Sebold. Das Projekt sei als Kompetenzangebot „Ackerbau“ mit von außen kommenden Lehrkräften im Stundenplan enthalten. Es werde mit zwei Wochenschulstunden unterrichtet und die Lage des Gartens direkt neben der Schule sei nicht zufällig. Bereits beim Einbau der neuen Schulküche wurde weitsichtig eine Tür als Zugang zu diesem Garten eingebaut, um Kochen mit Gemüse aus eigenem Anbau unterrichten zu können.
Über Sommer lernen die Kinder Feldarbeit
Die Frühjahrssaat ist mittlerweile aufgegangen und mit viel Freude zeigen die Kinder, was in ihrem Garten wo wächst. Wanda Wieczorek hat das Projekt entwickelt, die Oecotrophologin Isabell Hauth leitet die praktische Arbeit an. Marcel deutet auf eine Reihe bereits erntereifer Radieschen zwischen Salatköpfen. Zoe erklärt, was „Mischkultur“ bedeutet und weshalb die Wurzeln von Setzlingen gewässert werden müssen. Max und Felix betreuen die Tomaten, Sergio hat Frühkartoffeln gepflanzt und Nils Spätkartoffeln. Lilli hofft, dass die Maispflänzchen gedeihen, Adrian wünscht sich, Melonen zu ziehen und Janina hat hier Palmkohl kennengelernt, der ähnlich schmecken soll wie Grünkohl, aber bereits im Sommer verzehrreif ist. Erik meint, wenn Möhren und Zwiebeln sich gegenseitig die Schädlinge vertreiben, sei das gut für die Umwelt. Leonie hat Gärtnern in einem Waldkindergarten kennengelernt und Levin isst gerne Lauch und sagt, ihm habe so etwas schon immer Spaß gemacht. Ist der Acker im Herbst abgeerntet, so werde Laub und Mulch eingearbeitet.
Im Winter gibt es Theorie
Das zwölfte Beet ist der Kompostplatz, auf dem auch der Kaffeesatz aus dem Lehrerzimmer landet. In den Wintermonaten werde über Fruchtfolge und Bodenlebewesen gesprochen und in der Schulküche mit Produkten aus der eigenen Ernte gekocht. Dann sollen auch die Lehrer eingebunden werden. „Unser Ziel ist, dass die Schüler über ihr Essen und die Auswirkungen davon in der Welt Bescheid wissen“, sagt Wanda Wieczorek. Die Lehrer sollen für ihren Unterricht Partner aus der Region dazu holen, um auch andere Blickwinkel zu öffnen und Wissen über Ernährung somit zu einem Teil der Grundausbildung im Austausch mit der lokalen Gemeinschaft werden zu lassen. Karin Sebold ist von der Sache sehr angetan. Wünschenswert wäre noch ein Zaun um den Garten, sagt sie, um Tiere und andere Eindringlinge fernzuhalten.